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Heraus aus der Müdigkeit

Raimund BücherAlle sind scheinbar im Stimmungstief. Es nerven die endlosen Debatten, wer wann und wo einen Impftermin bekommt; zumal die Ankündigungen oft mehrfach revidiert werden, weil doch noch nicht genügend Impfstoff zur Verfügung steht und gleichzeitig – im Wettlauf gegen die Delta-Variante – ein höheres Impftempo gefordert wird. Viele haben die unzähligen Lockdowns satt und wer hat nicht den Wunsch, im Privatleben zur Normalität zurückkehren zu können? Den Betrieben drohen immer neue Auswüchse. Sogar über das Arbeitsschutzrecht werden diese Auflagen den Unternehmen als Pflicht auferlegt.

Das alles macht müde – auch uns. Gibt es keine anderen Themen mehr? Dorothee Krings hat zum Thema Müdigkeit in der Rheinischen Post Position bezogen und mich inspiriert, ihren Gedanken meine eigenen hinzufügen.

„MÜDIGKEIT – ein angenehmer Dämmerzustand, eine süße Belohnung nach getaner Arbeit. Ein Beine hochlegen, in die Sonne blinzeln, Fortschlummern“, schreibt Dorothee Krings. „Müdigkeit in seiner edelsten Form kann ein vollkommenes Einwilligen ins Dasein sein. Doch, was viele Menschen heute erleben, ist anders. Die Corona-Müdigkeit ist leer, öde und unzufrieden. Sie entsteht durch immer das Gleiche, zu wenig Bewegung, zu viel an Trott. Sie entsteht vor allem durch das Gefühl, in einer Endlosschleife gefangen zu sein, in der sich Debatten über Inzidenz-Grenzwerte, Impfstoffbeschaffung und Provisionen für welche Güter auch immer zu wiederholen scheinen. Und alles, was Hoffnung macht – sorry, falsch geplant, erst nächste Woche losgehen kann.“

 

Allgemein stecken wir im Zermürbungstief und sind voller Enttäuschung – enttäuscht von der Politik, enttäuscht von uns selbst. Deutschland muss sich allerhand Fehler eingestehen, verplemperter Sommer 2020, verschlafene Digitalisierung, und allmählich empfinden selbst die Geduldigen das Zuhausebleiben nicht mehr als wirkvolles Mittel gegen die Pandemie. Die Kommunikation über das eine oder andere Thema ist verbesserungswürdig. Wenn man doch vernünftig erklären könnte: Warum macht das Einschränken im Familienleben Sinn, wenn dann doch die Zahlen wieder steigen? Kurz und gut, diese „Müdigkeit“ ist anders.

„Wenn der Kampf gegen Corona also weiterhin eine gemeinschaftliche Anstrengung sein soll, muss etwas geschehen gegen die Corona-Müdigkeit“, fordert Dorothee Krings. „Statt in der Vorstellung zu verharren, die Pandemie könne durch die x-te Lockdown-Verlängerung ausgehungert werden, müssen endlich Leitlinien vorgeben werden, wie mit Schnelltests, Luftfiltern und intelligenten Hygienekonzepten das soziale Leben wieder aufleben könnte. Oder hat Politik nur eine moralisierende Entscheidungsfindung bei der Frage, was verboten und erlaubt werden kann?“ Wichtig wäre ein virologischer Pragmatismus, der letztlich fragt: Mit welchen Rahmenbedingungen können mit guten Konzepten zeitnah Freiräume eröffnet werden? Vor allem, wenn sich die Impfungen weiter hinziehen und sie uns am Ende vielleicht doch nicht vollständig von der Pandemie erlösen, dann wird sich zeigen: Corona-Müdigkeit ist eine Folge von Perspektivlosigkeit.

Was nottut ist einerseits, dass nun endlich in Gang kommt, was viele zu oft nur als angekündigt und wieder einkassiert registriert haben: Impfen und Testen im großen Stil. Andererseits scheint genauso wichtig, die wenigen Öffnungen im Kultur-, Sport-, Konsumbereich als das zu betrachten, was sie sind: Ventile, um Frust abzulassen. Das sind Spielräume, in denen Menschen sich wieder anders erleben können als daheim, denn alle Gesellschaftsspiele sind gespielt, alle Spazierwege in der näheren Umgebung abgeschritten. Aber vorsichtig und bedacht: Die so lange ersehnten Mini-Lockerungen, das Einkaufen mit Termin, das Öffnen der Museen, sind vertretbare und für das soziale Leben dringend notwendige Erleichterungen. Doch auch, wenn sie von den Corona-Müden als Startsignal gewertet werden möchten, im privaten Leben Einiges nachholen zu können: Dies ist noch nicht Lösung zurück in das unbeschwerte Leben, allenfalls sind es erste Schritte zu etwas mehr „Normalität“. Normalität, wie wir sie kannten, scheint noch weit entfernt. Sollten wir uns besser auf eine „neue Normalität“ einstellen? Ob es uns passt oder nicht, es liegt weiterhin an jedem Einzelnen, dem Virus im privaten Bereich nicht zu viele Chancen zu geben. Es ist vieles schlecht gelaufen, und die grassierende Corona-Müdigkeit ist verständlich. Aus dem „mütend“-Gefühl heraus unvorsichtig zu werden, wäre jedoch fatal.

Gegen das, was da alles müde macht und nervt, hilft Kreativität. Die zeigt sich auch in den mehr als 1.000 neuen Wortbildungen, die während der Pandemie Teil unseres Wortschatzes geworden sind – so wie „mütend“, die spontan erfundene Kombination aus „müde“ und „wütend“. Aber Kreativität allein reicht nicht, um den „mütend“-Zustand zu überwinden, das gelingt am ehesten mit sinnvoller Beschäftigung. Denn es lechzen alle, endlich wieder Sinnvolles zu tun. Oder ist es so, dass der Mensch sich einmal mehr während Corona verhält, als sei nur sein Leben schützenswert?

 

UMWELTSCHUTZ JETZT

Nachdem sich in Dänemark auf mehreren Nerzfarmen Tiere und Menschen mit Corona-Mutationen infiziert hatten, fielen hunderttausende Nerze dem Infektionsschutz zum Opfer. Die Entsorgung der Kadaver hat zu Umweltproblemen geführt, die einer biblischen Plage in nichts nachstehen. Tiere und Umwelt sind aber auch bei uns betroffen: Gefühlt waren auf den Straßen und in den Parks nie so viele Jogger unterwegs wie während des ersten Lockdowns im Frühjahr. Ältere Ehepaare wie junge Pärchen, ganze Familien sind bei der morgendlichen Runde zu beobachten oder scheinen plötzlich die Freuden des Spazierengehens für sich entdeckt zu haben. Auf Naturschutzgebiete herrscht bei stillgelegtem Gesellschaftsleben mehr Andrang. Es gibt Studien, die zeigen, dass 26 Prozent der Menschen, die sich während der ersten Pandemiemonate in Parks aufhielten, im Jahr zuvor kein einziges Mal in der Natur gewesen waren. Zwei Drittel der Befragten gaben an, mehr im Garten zu arbeiten als im Vorjahr, die Hälfte der Antwortgebenden verbrachte mehr Zeit in der Natur, um zu fotografieren oder sich sonst irgendwie künstlerisch zu betätigen. Ganze 64 Prozent beobachteten im Frühjahr 2020 öfter Wildtiere als sonst.

 

Das ist einerseits schön, andererseits auch traurig. Offenbar bedurfte es erst einer Katastrophe wie Corona, um den Menschen bewusst zu machen, wie erholsam und beruhigend es ist, sich draußen aufzuhalten. Und es ist paradox. Schließlich war es auch der rücksichtslose Umgang mit der Natur, der den Ausbruch der Pandemie begünstigt hat. War das nicht anfangs die Botschaft? Das Coronavirus ist von Tieren auf Menschen übergesprungen; wahrscheinlich auf einem Markt, auf dem Wildtiere in engen Käfigen zusammengepfercht werden. Inzwischen richtet sich das Augenmerk zwar auch auf andere mögliche Ursachen, doch Fakt ist: Die Art und Weise, wie unsere Spezies mit allen anderen auf diesem Planeten umspringt, erhöht die Gefahr neuer Pandemien.

Zuhause entsteht mehr Verpackungsmüll. Außerdem verbraucht man viel Energie. Dem nicht genug, liegen draußen medizinische Einweg-Produkte herum. Umweltschutz scheint in der Pandemie nur noch peripher zu interessieren. Ein offensichtlicher Fehler: Ohne einen schonenden Umgang mit der Umwelt wird COVID-19 nicht die letzte Pandemie der Gegenwartsgeschichte sein. Können wir dieses Risiko eingehen? Allein durch das Corona-Virus starben und sterben weiterhin weltweit überproportional viele Menschen, scheinbar schneller, in jedem Fall mehr wahrgenommen als durch den Klimawandel, der als Todesursache nicht so eindeutig zu benennen ist. Doch beides – vom Menschen (mit)verursachter Klimawandel und Pandemie-Gefahr – sind Teil desselben Problems. Das macht es umso erschreckender, dass ein Großteil nicht auf Umweltschutz achtet. Dabei wäre etwas ökologische Rücksicht auch in der Corona-Zeit leicht umzusetzen. Die Furcht vor Corona hat uns gelehrt, im Alltag vorsichtig, überlegt und bewusst präventiv zu agieren. Genau das erfordert auch die Klimakrise. Müdigkeit können wir uns nicht leisten!

 

WEITER AUF DER SUCHE NACH SINNVOLLER BESCHÄFTIGUNG: DIGITAL AUS DER KRISE

Welchen Klang hat das Wort „Digitalisierung“ in Ihren Ohren? Schwingt vielleicht schon ein bisschen Routine mit? Immerhin gibt es praktisch keinen Lebens- und Arbeitsraum mehr ohne. Das Zuhause ist vielleicht schon smart, in der Firma wird digitalisiert auf Teufel komm raus – und die virtuelle Brücke zwischen beiden Welten heißt Teams-Meeting.

Doch für Gewöhnung ist noch lange nicht die Zeit. Denn Digitalisierung heißt vor allem Feuer, Dynamik und Erneuerung – und Corona hat die Schubkraft für diesen umfassenden Prozess in vieler Hinsicht noch einmal kräftig hochgefahren. Die erste Auflage unseres Online-Symposiums war schon ein repräsentativer Teil dieser Digitalisierungs-Dynamik, das zweite hatte bereits einen beinahe professionellen Standard, der sich dann noch ausgeprägter beim 4. Workshop zur 4.0 Zusammenarbeit zeigte. – Der WFVD versteht sich nicht nur als Begleiter der mit den Begriffen Digitalisierung oder Industrie 4.0 beschriebenen Entwicklungen. Wir wollen selbst Teil und Antreiber des Wandels sein. Neben dem Dauerbrenner der weiterhin aktuellen VR-Plattform steht nun auch das Thema Inspektion und vorausschauende Wartung auf der Agenda unserer Initiative „4.0 Zusammenarbeit“. Der letzte Workshop im März 2021 beschäftigte sich mit eben dieser Thematik. Die optimale Planung von Wartungsvorgängen sowie die Minimierung von Ausfallzeiten durch vorausschauende Wartungen und den rechtzeitigen Austausch von Bauteilen sind entscheidende Schritte für eine effektive Betriebsführung, auch bei der Werkfeuerwehr, oder?

Durch die Digitalisierung des Betriebes und die Nutzung von Echtzeitdaten, etwa mittels Sensorik und digitalen Anwendungen, könnte das Personal im Falle einer Abweichung schnell alarmiert werden. So ließen sich sowohl geplante als auch ungeplante Ausfallzeiten drastisch reduzieren. Der positive Effekt: geringere Kosten für Neuanschaffungen! Zudem sollte dann auch keine Frist für die zahlreichen Überprüfungen oder vorgeschriebenen Wartungen in einer Wehr mehr versehentlich verloren gehen. Wenn zudem der Prozess der Wartung selbst optimiert werden kann, Abläufe hinterfragt und neugeordnet werden, wird der erhebliche Nutzen offensichtlich. Das allein sei der Treiber für Digitalisierung: offensichtlicher Nutzen.

Das Vorhaben sollte uns unterstützen, alle zu prüfenden Gegenstände der Werkfeuerwehr regelmäßig und fristgerecht zu prüfen und eine nachvollziehbare und übersichtliche Dokumentation zu gewährleisten. Dadurch stellen wir sicher, dass im Einsatz alle Gegenstände sicher und funktionstüchtig sind. Mit der Zusammenführung und Vereinheitlichung der verschiedenen Aufgabenbereiche in der Werkfeuerwehr sorgen wir für größtmögliche Übersicht und Transparenz.

Neben der grundsätzlichen Beantwortung der Frage – Was hat der Geräteprüfer davon? – müssen zu Beginn natürlich Daten erhoben werden. Um die Geräteprüfung im Sinne der Industrie 4.0 zu digitalisieren und die Möglichkeiten der Digitalisierung optimal auszureizen, ist es essentiell, Daten zu erfassen, zentral zu sammeln, diese aggregieren und auszuwerten zu können, so dass die daraus entstandenen Erkenntnisse jederzeit und überall in Echtzeit zur Verfügung stehen.

Ist dieser Schritt der Datenerhebung erledigt, stellt sich die Frage nach der Verwaltung. Dafür ist es aber nicht nur mit einer neuen Software getan. Vielfach kommt auch die Frage auf nach praktischen Endgeräten, die bedienerfreundlich, gar feuerwehrtauglich sind. Schlussendlich sorgen sie für eine hohe Akzeptanz und machen die Vorteile, die die digitale Transformation mit sich bringt, erst nutzbar. So wird das neue Tablet als Endgerät für den Feldeinsatz bei der Feuerwehr, etwa auch in Ex-Bereichen, geeignet sein. Barcode-Scanner wiederum helfen, zusätzliche Wege zur Feststation zu vermeiden. Vergesst den Menschen nicht! – das war die wiederholte Forderung während des Workshops. Wird Erleichterung erkennbar, erlebbar, ist Bedienung intuitiv und nicht nur antrainiert, geht es bei der Weiterentwicklung der Prozesse nicht nur um die Neuerungen, sondern um den wirklichen Nutzen, wird die Akzeptanz von allein kommen; auch Altersunterschiede sind dann nicht mehr wichtig.

Am Ende der Überlegungen steht aus heutiger Sicht die Nutzung der Entwicklungen auch für die Fernunterstützung von Sachkundigen, etwa bei der Wartung einer Löschanlage oder bei der Kopplung zwischen Hersteller und Anwender. Hierzu könnten Kameraübertragungen, Videoanrufe oder Augmented Reality (AR) Anwendungen auch im Ex-Bereich über intelligente Geräte genutzt werden. Entsprechende Ausstattungen wie Headsets etc. sorgen dabei für freie Hände zur ungehinderten Durchführung der Aufgaben. Die Echtzeitanalysen von Daten würden sofort den Erfolg der Wartung anzeigen. Diese Möglichkeit – in Verbindung mit einer vorausschauenden Wartung in Betrieb befindlicher Bauteile – garantiert eine optimale Planung der Arbeitsabläufe und die schnelle Behebung von Problemquellen. Fernwartung wird also vielleicht die Antwort sein auf Personallücken vor Ort, die durch den bereits jetzt spürbaren Fachkräftemangel entstehen. Techniker im Feld hätten jederzeit Zugang zu allen notwendigen Informationen und Experten könnten ortsunabhängig bei speziellen Problemstellungen oder Fragen unterstützen. Steigt man einmal ein in Überlegungen dieser Art, entstehen Feuer und Dynamik, ein Gedanke führt zum anderen. Feuer und Dynamik: beides keine Anzeichen von Müdigkeit, oder?

Die Pandemie wird uns erkennbar noch weiter bestimmen. Wie das Leben nach dem Krisenzustand sein wird, entzieht sich noch dem Blick. Vielleicht sollten wir bedenken und erhalten, was wir gerade in erzwungener Muße an Bewusstsein wieder gefunden haben? Ich werde nicht müde, Diskussion und Netzwerk, ein Miteinander zu bemühen – also auf ein Neues!

 

Ihr Raimund Bücher