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Unter der Schirmherrschaft des WFVD entwickelt die Northdocks GmbH eine offene, transparente, leicht verwendbare, bezahlbare und über das Internet zugängliche Trainingsplattform mit virtuellen Trainings.

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Kleine Schritte - neue Wege

Raimund BücherCorona hat der Digitalisierung in Deutschland einen riesigen Schub gegeben. Als Schulen und Behörden über Wochen dichtmachten, Betriebe ihre Mitarbeiter zur Heimarbeit aufforderten, entdeckte eine ganze Nation, was man inzwischen alles schon über das Internet abwickeln kann: Unterricht per Rechner, Meetings per Laptop und – wie gesagt – Arbeit aus dem Homeoffice. Doch Corona hat zugleich gezeigt, dass Deutschland insgesamt noch nicht im Digitalzeitalter lebt. Immer noch ist das Internet mentales Neuland.

Als die Bundeskanzlerin vor nahezu acht Jahren diese Formulierung wählte: „Das Internet ist für uns alle Neuland“, wurde sie verhöhnt und verlacht. Sie formulierte mit ihrem Statement unter anderem die Probleme, uns bekannte Vorschriften und Regelungen vom analogen in den digitalen Raum zu übertragen. Noch immer sind erhebliche Veränderungen erforderlich. Die Corona-Krise hat aufgezeigt, wie aktuell diese Qualifizierung geblieben ist. Das zeigt sich besonders in der Abwicklung jener Vorgaben, mit denen Infektionsketten nachverfolgt werden sollen. Täglich wurden Millionen von Zetteln ausgefüllt, auf denen Besucher von Imbissen, Bars und Gaststätten notieren, an welchem Tag um welche Uhrzeit mit wem sie an welchem Tisch gesessen haben. Oft wurde ihnen dazu ein Stift in die Hand gedrückt, den zuvor schon Dutzende andere angefasst hatten. Abgesehen von der zusätzlichen Infektionsquelle: Diese Art der Datenerhebung machte es im Falle eines Falles immens schwer, nahezu unmöglich, in der nötigen Geschwindigkeit Infektionsabläufe nachzuvollziehen. Einige wenige Restaurants zeigten, wie es auch ginge: Dort konnten die Besucher mittels QR-Code ihre Daten vom Smartphone in eine Datenbank senden, in der die Daten auf Knopfdruck verfügbar sind. Kein mühsames Suchen durch Berge von Zetteln. Schnell, kontaktlos, effizient. So könnte es gehen. Aber in zu vielen Fällen tickt Deutschland immer noch anders. Kann es sein, dass Deutschland in großen Teilen die Digitalisierung nicht einmal verstanden hat? Vorübergehend erledigt hat sich diese Frage im Hinblick auf die Restaurants, denn die haben inzwischen wieder geschlossen.


 

Nein, die Übertragung von Schulunterricht per Video hat mit digitalem Lernen nichts zu tun. Bei wirklicher Digitalisierung in der Ausbildung muss es auch um neue Lerninhalte, interaktive und personalisierte Lernprogramme gehen. Wie Pilze schossen die neuen Ausbildungstools aus dem Boden – alle machen e-Learning oder eben Virtuell Reality (VR). Genau dort hat der WFVD in seiner Initiative „Zusammenarbeit 4.0“ angesetzt und beim 3. Workshop die schon mehrmals angekündigte – übrigens weit vor Corona initiierte - VR Plattform verabschiedet. Die Einführung in die Feuerwehrwelt ist jetzt zum Ende des Jahres 2020 real geworden. Virtual Reality (VR)- und Augmented Reality (AR)-Anwendungen werden Ausbildung nachhaltig verändern. Wir helfen dabei mit und machen solche Optionen auf unserer Plattform auch den Kameraden aus dem öffentlichen Bereich zugänglich.

 

Zusammenarbeit 4.0 

Die Plattform mit ihrem solidarischen Modell zur Nutzung von VR in der Aus- und Fortbildung ist in unserer Initiative Zusammenarbeit 4.0 nur der erste Schritt. Das Thema bot sich an, denn Ausbildung ist für die Mannschaft eines jeden Bereiches relevant. Ein erneuter Schwenker in den öffentlichen Bereich – ist Industrie da wirklich besser? – mag verdeutlichen, dass der Handlungsbedarf zur Zusammenarbeit weitaus größer ist und wir den Blickwinkel erweitern müssen. 40.000 verschiedene Software-Programme sind nach Expertenschätzungen derzeit in der öffentlichen Verwaltung im Einsatz. Die meisten sind miteinander nicht kompatibel. Das erschwert die innerbehördliche Kommunikation, von Kommunikation mit anderen ganz zu schweigen. Ein erster – wirklich wichtiger Bereich in der Digitalisierung – ist die Kommunikation. Sie verändert sich, und damit auch die Zusammenarbeit. Unbestreitbar gilt dabei: Digitalisierung braucht Führung! Der notwendige Treiber der Digitalisierung, das Top-Management, muss die Digitalisierung vorleben und Commitment zeigen. Digitalisierungsprojekte müssen übergreifend gesteuert werden und sich an einem Ziel- und Leitbild orientieren. Es ist eindeutig: Über Digitalisierung kann man nicht zu viel kommunizieren.

 

Zum Zweiten wird das schon lange bekannte Schnittstellen-Thema in Zeiten von 4.0 besonderes Gewicht erhalten und noch zwingender zu bearbeiten sein als zuvor. Denn wie beschrieben, liegen Daten in verschiedenen Quellen, die ohne professionelle Hilfe schwierig miteinander zu kombinieren sind. Investitionen in einzelne digitale Lösungen führen aber nicht zur Digitalisierung des Gesamtsystems. Die Folge: Es entstehen nicht bewertbare Pilotprojekte oder Insellösungen, die personelle und finanzielle Ressourcen erfordern, aber keine quantifizierbaren Vorteile bringen, beziehungsweise nicht genutzt werden. Die Digitalisierung braucht passende Technologien und entsprechende Lösungen. Ebenso wichtig ist aber, dass die gesamte Organisation mit der Digitalisierung wächst und sich auch die Unternehmenskultur weiterentwickelt: Neue Kompetenzen bei den Mitarbeitern müssen aufgebaut, Rollen, Verantwortlichkeiten und Arbeitsabläufe aktiv und zielorientiert angepasst werden.

 

Der digitale Workshop

Ich werte es schon als etwas Besonderes, dass sich mittlerweile 65 Teilnehmer zum dritten Workshop der Initiative Zusammenarbeit 4.0 bereithielten und Interesse wie auch Willen zur Mitarbeit zeigten. Nein, Ende September konnten wir auch in diesem Fall keine Präsenzveranstaltung aufziehen. In einem Kreis, der sich mit 4.0-Themen beschäftigt, liegt die Lösung aber auf der Hand: Wir machen eine digitale Veranstaltung! Wenn nicht wir, wer sonst? Wobei es schon eine Herausforderung darstellt, wenn 65 Teilnehmer miteinander diskutieren wollen. Hinzu kommt: Die Grundidee eines jeden Workshops besteht darin, dass Gruppenarbeit die Kreativität kitzeln soll. Gruppenarbeit digital? Ja, neue Wege braucht das Land. Ich kann voller Stolz berichten, Gruppenarbeit geht auch online, und es tut der Qualität der Arbeit keinen Abbruch. Das führt zum zweiten wichtigen Punkt: Die, die jetzt mitwirken, sind die Willigen, die Offenen. Ein jeder hat ein, zwei, drei oder mehr neue Tools und Anwendungen kennengelernt, wie solch eine Arbeit aussehen kann. Diese kleinen gemeinsamen Erfolge nimmt uns niemand mehr. Zugleich ist uns bewusst geworden: Die digitale Bewegung kommt nicht mit einem Urknall, sondern mit vielen Schritten, kleinen Erfolgen und Misserfolgen in Offenheit. Learning by doing – genauer gesagt: Lernen durch Anwenden – so bewegen wir uns zwar nicht immer schnurgeradeaus, aber letztlich doch voran. Diese Erfahrungs- und Lernprozesse verändern den Mindset – das macht die Revolution aus!

 

Die VR-Plattform ist das erste greifbare Ergebnis unserer Initiative, wir können es auf der Erfolgsseite verbuchen. Was ist nun der nächste Schritt? Unser zweites Projekt, das wir gemeinsam im Workshop definiert haben, dreht sich um „Geräteprüfungen und Wartungszyklen“. Ein Team wird sich um zyklisch
wiederkehrende Prüfungen – wie bei Feuerlöschern, Brandschutztüren, Pumpen, bei Fahrzeugen, Messgeräten und im Atemschutz üblich – und um den Einsatz von Sensoren, Statusmeldungen o.ä. im
Sinne „proactive“ und „predictive maintenance“ kümmern. Ziel ist – so die Vorgabe für die Betrachtungen – eine partiell übertragbare Lösung, die nutzbar für andere sein kann. Der Plattform-Gedanke ist auch hier Blaupause für gemeinsame Ansätze und Zusammenarbeit.

Stellen Sie sich das doch einmal vor: Die Pumpe, die lange vor dem fälligen Wartungstermin selbst den Termin für den Prüfer klarmacht oder auch schon das erforderliche Ersatzmaterial auf den Weg bringt … Aber, bei allem Enthusiasmus für diese technologischen und organisatorischen Möglichkeiten haben wir noch einmal ausdrücklich festgehalten: Die Cloud jeglicher Art ist das Mittel, nicht der Zweck. Digitalisierung ist kein Selbstzweck.
Die spannende Zusammenarbeit wird fortgesetzt, und im März 2021 wird Neues zu berichten sein.

 

Workshop-Atmosphäre spürten auch die Teilnehmer der „Herbsttagung“. Muss ich noch ausdrücklich erwähnen, dass dies unsere erste informelle Online-Mitgliederversammlung war? Neben dringend zu regelnden vereinsrechtlichen Dingen – für die wir ein rechtskonformes, schriftliches Abstimmungsver- fahren genutzt haben – beherrschte das Thema Corona auch hier die Diskussion. Wie den Bestand sichern? Wie dem Auftrag, Informationen zum betrieblichen Brandschutz verteilen, folgen, wenn allenthalben die Pandemie den Auftritt behindert? Neue Wege braucht das Land. Wenn auch merklich anders, wir müssen und werden weiterhin netzwerken. Für uns heißt das: Das „Online-Symposium des WFVD“ wird eine eigene Marke! Wir erweitern damit unser Veranstaltungsangebot. Das Konzept, das wir ursprünglich nur entwickelt hatten, um im „Corona-Jahr“ eine Alternative zu unserem gestrichenen September-Treffen in Bad Dürkheim anzubieten, erwies sich als Volltreffer. Ich darf Sie jetzt schon herzlich einladen zu unserem zweiten Online-Symposium am 16. März 2020. Das heißt aber nicht, dass wir uns fortan nur noch digital austauschen! Die Fachzeitschrift WFV INFO ist für uns weiterhin ein wichtiges Sprachrohr für die Meinungsbildung. Und niemand wird glücklicher sein als ich, wenn ich Sie endlich wieder zu Präsenz-Veranstaltungen einladen kann. Sobald es wieder möglich wird, treffen wir uns „in echt“ und nicht nur auf dem Bildschirm.

 

Bewegung digital

Am 17.09.2020 wurde die Studie „Digitale Transformation in der zivilen Gefahrenabwehr“ abgeschlossen und der Öffentlichkeit präsentiert. Die vorgelegte Studie (zu finden unter www.blaulicht.digital) offenbart aus Sicht der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb):

  • „ ... einen erheblichen Rückstand der Gefahrenabwehr in der digitalen Transformation und eine diesbezüglich große Unzufriedenheit der Mitwirkenden.“
  • „Über die Hälfte der Umfrageteilnehmer hat den Eindruck, dass das Thema der digitalen Transformation in ihrer Organisation ,nie‘ bis ,eher selten‘ diskutiert wird.“

Wie gesagt, Deutschland lebt insgesamt noch nicht im Digitalzeitalter. Immer noch ist das Internet mentales Neuland. Die vfdb fordert die Bündelung von Aufgaben, die sinnvollerweise einheitlich und zentral gelöst werden müssen, wie zum Beispiel die Ermittlung von Bedarfen und Standardprozessen, die Definition von Datenstandards und Schnittstellen. Die Forderung ist berechtigt, aber wer macht’s? Wir als Industrie versuchen die Versierten und Interessierten von Anwendern, Forschern, Herstellern und IT-Anbietern zusammen zu bringen. Das heißt: Wir fangen schon ‘mal an zu bündeln und vorzubereiten. Ist dafür – wie vom vfdb gefordert – die Schaffung einer weiteren Behörde erforderlich? Aus unserer Sicht nicht, aber natürlich sind wir stets zur Kooperation bereit.
Wir wollen das Bewusstsein schärfen, den Mindset ändern – statt des kleinsten gemeinsamen Nenners brauchen wir den kleinsten gemeinsamen Sinn!

 

Den kleinsten gemeinsamen Sinn? Das ist vielleicht der Ansatz in vielen Bereichen. Wenn schon Corona bewirkt hat, dass Familie mehr zusammenrückt, wieviel mehr gilt das, was uns im ganzen Jahr beschäftigt hat, gerade auch zu Weihnachten? Die über Land erkennbaren Ansätze von Solidarität, die Welle der nachbarschaftlichen Hilfe – ist das jetzt Ausdruck neu erkannter Nächstenliebe? Vielleicht können wir dieses Wiedererlangte doch erhalten? Das ist mir wesentlich lieber als jede lautstarke Verballhornung doch gemeinschaftlich zu tragender Nöte. Und wenn sich dann gar politische Agitation – von rechts oder links – der Besorgten und Bewegten bemächtigt, geht es ganz in die falsche Richtung. Ewig-Gestrigen gönnen wir das Wort nicht, wir positionieren uns deutlich gegen jede Vereinnahmung! Wir Feuerwehr- leute wissen: In Krisensituationen braucht es Ausdauer und Kondition. Beides hilft auch, die Corona-Zeit durchzustehen, jeden einzelnen Tag davon mit dem gleichen Ritual: Abstand halten, Hände waschen, Alltagsmaske tragen! Und nein, Minimalanforderungen sind kein Eingriff in unsere Grundrechte.

 

Bitte blocken: Termine im kommenden Jahr!

Vom großen Ganzen nochmal zurück zu unserem Verband und der Planung für 2021. Wie schon erwähnt, wir haben beides vor: eine weitere online-Veranstaltung in so unglaublich erfolgreicher Manier, aber auch das Traditionelle, womit an erster Stelle das Symposium in Bad Dürkheim gemeint ist. Allerdings: Alle Planung ist natürlich abhängig von der Lage. Auf der Herbstsitzung hat der WFVD beschlossen, das für Januar 2021 angesetzte Symposium in Berlin abzusagen – ebenso wie die Teilnahme an der Interschutz 2021, die aber zwischenzeitlich vom Veranstalter selbst gecancelt worden ist. Fest gesetzt hingegen ist der 16. März 2021 für das 2. Online-Symposium aus der Marienburg in Monheim am Rhein, bitte blocken Sie dafür Ihren Terminkalender!
Auch das Symposium in Bad Dürkheim ist nun als Präsenzveranstalttung abgesagt, wir treffen uns online: 21. September 2021

 

Ihr Raimund Bücher