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VIRTUELL DEN NOTFALL ÜBEN

Unter der Schirmherrschaft des WFVD entwickelt die Northdocks GmbH eine offene, transparente, leicht verwendbare, bezahlbare und über das Internet zugängliche Trainingsplattform mit virtuellen Trainings.

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(Engelbert Schinkel)


Raimund BücherDie Editorin der Zeitschrift GIT betrachtete in Ausgabe 8/2019 die Frage nach der Perspektive in einem Artikel, der mich zu folgenden Überlegungen brachte, die nun wirklich auch zu aktuellen Geschehnissen in der Feuerwehrwelt passen:

Wahrnehmung ist ein Prozess, der schon im Kindesalter sehr differenziert erlernt wird. Das Kleinkind folgt bereits Veränderungen, etwa wenn Mutter und Vater sich nähern. Die Möhren schmecken gut, Spinat gehört nicht zu den Lieblingsspeisen. Wenn abends zum Feierabend Eltern erwartet werden, ruft der Schlüssel in der Haustür schon Freude im Gesichtsausdruck hervor. Neben dem tastenden Begreifen, dem Erlernen durch Riechen und Schmecken, lernt das Kind schon in jungen Jahren mit allen Gefühlen umzugehen, die Umwelt wahrzunehmen und einzuschätzen. Häufig heißt es dann „Kinder leben in ihrer eigenen Welt“. Das ist ganz schön hochnäsig aus Sicht der Erwachsenen, denn, gilt das nicht auch noch bei Erwachsenen?

Wahrnehmung ist der Prozess und das Ergebnis der Informationsgewinnung und -verarbeitung von Reizen aus der Umwelt und dem Körperinnern des Lebewesens“ (Wikipedia).  Werden also alle Umwelteinflüsse berücksichtigt, dann wird klar, dass jeder Entwicklungsstatus zu unterschiedlicher Verarbeitung führt. Aktuelle, insbesondere politische Entwicklungen, zeigen jedoch, dass Erfahrung nicht rein ein Lernprozess kindlicher Entwicklung sein kann. Dazu formulierte Immanuel Kant: „Erfahrung ist eine verstandene Wahrnehmung.“ Der erste Schritt liegt also in der Wahrnehmung – diese muss verstanden werden, um Erfahrung zu erleben.

Ein großer Stolperstein ist die Differenz der Realitäten. Der Eine nimmt etwas auf seine Art wahr, der Nächste schon wieder völlig anders. Und doch glauben beide, dass die ihrige Version die Richtige sei. Sie sehen keine Differenz zwischen subjektiver Wahrnehmung und Realität. Im Gegenteil – ihre Art der Wahrnehmung bestimmt in der Folge auch ihre Verhaltensweisen. Ihre Wahrnehmung entspricht ihrem Wissen, sie setzen beides gleich!

Von großer Bedeutung und mitunter von schlimmem Ausmaß ist es, wenn Menschen, deren Wahrnehmung deutlich von der Allgemeinheit abweicht, eine entscheidende Machtposition innehaben, in der sie ihre Führungsgewalt ihrer Wahrnehmung entsprechend ausführen. Sie glauben, ihr Handeln sei absolut. Sie drängen ihre Sicht der Dinge nicht nur ihrer direkten Umgebung auf, nein, sie drängen sie in der Politik gar ganzen Ländern und Kontinenten, wenn nicht dem Weltgeschehen auf. Wenn sie in ihrer unreflektierten Wahrnehmung dabei auf immer größeren Widerstand stoßen, liegt es an der Wahrnehmung der anderen, nicht aber an der eigenen. Besonders schlimm wird es und zu großem Schaden für alle Beteiligten, wenn alles in den Medien ausgefochten wird.

Letztlich liegt der Kern vieler Entwicklungen dann doch in der Tatsache, derer wir „Kinder“ beschuldigen: Jeder lebt in seiner eigenen Welt.

Am Ende des Jahres will ich Ihnen mit dieser Erkenntnis nicht den einen Rückblick, sondern die Rückschau aus meiner Wahrnehmung heraus bieten. Ich hoffe, dass diese Ausführungen weitestgehend unseren unterschiedlichen Realitäten entsprechen, wenn ich mir auch bewusst bin, dass wir in einer eigenen Welt agieren.


Symposien und Messen

Ob unsere Symposien in Berlin anfangs des Jahres oder in Bad Dürkheim im Herbst, ob unsere Messeauftritte zur Rettmobil, zur Florian, zur Feuertrutz oder jetzt gegen Ende des Jahres zur A+A – immer waren es Einzelnen, die die Dinge vorangetrieben haben. Wenn auch der grundsätzliche Auftritt gemeinsam festgelegt wurde, so bleibt es das Engagement, der Ideenreichtum und der Biss des Einzelnen, die den Erfolg ausmachen. Jedem, der so unterwegs war, ein herzliches Dankeschön. Der Einzelne wirkt aber auf Dauer nicht, wenn er nicht im Netzwerk gebettet ist. So danke ich allen, die sich im Team eingesetzt haben – das macht unseren Erfolg aus.

An den Symposien mache ich es fest. Drei Viertel der Teilnehmer haben uns Rückmeldungen gegeben – danke dafür. Wenn 100% der Bewertenden testieren, dass ihre Erwartungen gut/sehr gut erfüllt wurden, die Durchführung in Vorträgen und die Organisation zu 98% das gleiche Ergebnis bekommen, kann nicht viel falsch gelaufen sein. Im obigen Sinne haben wir es wohl wirklich geschafft, gemeinsame Realitäten zu schaffen. Wir erhielten Bestätigung und deshalb ist es logisch, den Weg weiterzugehen. Die nächste Gelegenheit ergibt sich am 16. und 17. Januar 2020 in Berlin. Melden Sie sich an!

Auch in Düsseldorf, anlässlich der A+A, lässt sich Gleiches zusammenfassen. In bewährter Weise kombinierte der WFV NRW bei seinem Auftritt die praktische Übung – Auszubildende im Berufsbild Werkfeuerwehrmann /-frau kamen zu ihrem ersten Einsatz – mit den Präsentationen und Inhalten zu aktuellen Themen von „Freimessen“ über „Löschwasserrückhaltung“ bis hin zu „4.0“ und angewandter Digitalisierung in betrieblicher Brandschutzausbildung. Daneben bedienten wir die Klientel mit Vorträgen im Forum zu Notfall- und Krisenmanagement oder brachten mit unseren Arbeitskreisvertretern unsere Kompetenzen im Atemschutz beim neu geschaffenen Atemschutzworkshop ein. Alles in allem ein gelungener Auftritt – danke den Mitwirkenden. Es geht eben doch am besten im Team.

Eine Besonderheit ist aus diesem Jahr zu berichten: Die stete Bemühung um Kooperation mit dem Arbeitsschutz, die Bearbeitung manchen Themas aus der Schnittmenge Brandschutz/Arbeitsschutz und unser steter Auftritt als Experten des betrieblichen Brandschutzes  führten dazu, dass am ersten Tag der Düsseldorfer Messe 150 Sicherheitsbeauftragte von Verkehrsbetrieben und Stadtwerken den halben Kongress- und Messetag an unserem Stand verbrachten. Sie wollten ganz explizit unsere Erfahrung und unsere Informationen zu den o.a. Themen austauschen. Wenn man ein wenig die Perspektive ändert, tun sich schon neue Möglichkeiten auf. Ich danke allen, die für diese spezielle Gruppe extra als Ansprechpartner zur Verfügung standen. So funktioniert Netzwerk – vielen Dank.

Löschspraydosen

Ganz im Sinne – „Der lebt aber auch nur in seiner eigenen Welt“ kommen die Rückmeldungen zur WFVInfo oder im Symposium: Hat der kein anderes Thema mehr? Zur Erinnerung: Aus dem gemeinsamem  Auftritt von WFVD, DFV und vfdb beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales erzielten wir Anfang des Jahres einen Kompromiss. Da waren zuvor wirklich verschiedene Wahrnehmungen zu bündeln, und so kostete es einige Mühe, zum beschriebenen Ergebnis zu kommen. Der Sachverhalt ist hinreichend bekannt. Jeder Interessierte weiß, dass es am Ende nächsten Jahres die europäische Norm geben soll und dass dann die Zusage des Ministeriums, die Arbeit an der ASR A2.2 wieder aufzunehmen, Wirkung findet. Dann sollen die Löschspraydosen auch für die Grundausstattung der Arbeitsstätten mit Feuerlöschgeräten herangezogen werden können.

Die Kommunikation nach dem Kompromiss in diesem Jahr ist nun wirklich ein Beispiel von verzerrter Wahrnehmung. Was hilft es, neu auf das Thema zu klopfen, wenn doch der Kompromiss schon da ist? Was hilft es, Forderungen zu wiederholen, wenn doch die Argumente ausgetauscht sind und alle Beteiligten sich auf die Realitäten des jeweilig anderen eingelassen haben? Ich finde auch am Ende des Jahres noch keine Gründe dafür, und stelle mit vielen anderen fest: Da lebt wohl jemand in seiner eigenen Welt.

Ich aber will nach vorne schauen und garantiere: Ich streite mit, wenn die Norm da ist und wir werden als Experten im Arbeitskreis gefordert sein. Bis dahin aber werbe ich für Ruhe und gegenseitigen Respekt.

In der Rückschau ein Thema, das im ganzen Jahr aktuell war.


4.0 – die Digitalisierung

Wie angekündigt, veranstaltete der WFVD am 4. Dezember einen Workshop zum Thema „Industrie 4.0/Digitalisierung in der Industrie – Netzwerk für eine erfolgreiche Umsetzung“. Moderiert von Werner Heitmann (Dräger) begann der Workshop mit illustrem Teilnehmerkreis nach Verlesen der Anti-Kartellvereinbarung mit drei Impulsvorträgen. Während Stefan Truthän (hhp) die Zukunft der Sicherheitsarchitektur aufzeigte und dafür warb, den Blickwinkel (Mindset) zu wenden, rüttelte Patrick Reschke (Northdocks) in bekannter Manier an alt hergebrachten Prozessen: „Die Wertschöpfungskette wird digital…“. Manche der vorhandenen Hierarchien lassen Digitalisierung im Eigentlichen nicht zu, sie bräuchten deshalb eine Änderung.

Ich selbst habe versucht, erkennbare Bedarfe der Industrie aufzuzeigen; dies beginnend mit der Diskussion Anfang 2019 bei der Fachtagung in Berlin (Zentrale Frage: Warum nutzen wir nicht das Netzwerk und machen alle Arbeiten vielfach zugänglich?) anhand konkreter Beispiele: Wenn der Anwender ein Projekt verfolgt und Hilfe von IT-Produzenten benötigt, führt der Weg zwangsläufig zum Netzwerk. Jeder sucht für sich und rein zufällig findet man entsprechende Lieferanten. Wo ist der Überblick und wo ist das gemeinsame Ringen um bestmögliche Lösung?

Ein Puls Check verdeutlichte, wie unterschiedlich die Umsetzung der Digitalisierung in den Unternehmen ist. Was ist 4.0 für den Einzelnen? Der Workshop forderte auf, die Perspektive zu wechseln: Wie geht es zum Netzwerk 4.0? Vorgedachte Fragen führten in Gruppenarbeit zu folgendem Ergebnis:

1. Auf einer gemeinsamen Plattform werden Lösungen in verschiedenen Themen gesammelt.

2. Konzernübergreifende Zusammenarbeit bleibt das erklärte Ziel, der Wandel der „Kultur“ die größte Fragestellung.

3. Im Themenbereich Ausbildung wird die Arbeit mit konkretem Pilotthema fortgesetzt.

4. Der Workshop erfährt eine Fortsetzung mit einem nächsten Termin im Februar 2020 in Ludwigshafen.

Wir bleiben dran!


Ihnen und Ihren Lieben besinnliche Weihnachten und in 2020 alles erdenklich Gute

Ihr Raimund Bücher

Raimund BücherMitten in der Corona-Krise ein Editorial zu schreiben, fühlt sich beinahe surreal an, jedenfalls ganz anders als jemals zuvor.

Die Zahlen- und Faktenlage zum Coronavirus ist verwirrend. Es kursieren viele verschiedene Informationen. Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, hat bei einer der Bundespressekonferenzen den wissenschaftlichen Stand in Deutschland eingeordnet:
"Es ist derzeit fast unmöglich zu sagen, wie gefährlich das Virus ist", räumt der Virologe ein. Man kenne das Virus einfach noch nicht gut genug. Und deshalb könnten sich Einschätzungen auch in kurzer Zeit wieder ändern. Da jedoch die Inkubationszeit der Erkrankung 14 Tage beträgt, sind Maßnahmen notwendig, um eine Virus-Ausbreitung effektiv einzudämmen, sobald diese erkannt wurde.

Trotz aller Unsicherheit, die Unternehmen haben sich vorbereitet und konkrete Maßnahmen beschlossen - zum Schutz aller Mitarbeiter an den Standorten vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 und der hierdurch hervorgerufenen Erkrankung COVID-19. Diese Maßnahmen sind teilweise erheblich und doch nichts anderes als der Versuch, vor die Lage zu kommen, wie wir Feuerwehrleute sagen. Beispielhaft präsentieren wir in der WFInfo Ausgabe 1/20 die praktischen Handreichungen von der Werkfeuerwehr Henkel und die Hinweise des Robert Koch Instituts zu Hygienemaßnahmen für nicht-medizinische Einsatzkräfte. Neben der Festlegung von Eskalationsstufen für etwaige Fälle – Alarmstufen im Feuerwehrjargon – und daraus folgenden Entscheidungen, neben der Abstimmung mit den Kollegen der Gesundheitsämter und öffentlichen Feuerwehren zum Gleichklang der geplanten innerbetrieblichen und auch öffentlichen Aktionen bleibt für den Einzelnen das zu tun, was in der eigenen Verantwortung liegt: die Beachtung eigentlich selbstverständlicher Hygienevorschriften.

Schon jetzt rechnen viele Kommentatoren damit, dass die Corona-Krise zu gewaltigen Veränderungen in der Gesellschaft und in den globalen Lieferketten führen wird. Alles wird anders, wir wissen nicht wie – aber anders wird es wohl.

 

Anders wird die Arbeitswelt

Die Corona-Krise schien noch ganz weit weg, als wir uns im Januar in Berlin zu unserem Symposium trafen. Ein Jahr zuvor hatten wir uns um die Zukunft der Ausbildung Gedanken gemacht. Damals lautete die zentrale Frage des Symposiums: „Wie ticken die?“ Gemeint waren die Millennials, die jetzt ihr Berufsleben beginnen. Diese Fragestellung haben wir nun unter neuen Gesichtspunkten weiterverfolgt: Haben die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Arbeitsleben Auswirkungen auf die etablierte, uns bekannte Arbeitsorganisation, auf unsere Schichtsysteme?
Auf unserer Website in der Wissensdatenbank finden Sie die Unterlagen und Vorträge der Veranstaltung. Die Aufzeichnungen der Vorträge können Sie sowohl auf unserem Youtube-Kanal als auch auf unserer Facebook-Seite nachverfolgen. Erstmalig haben wir die gesamte Veranstaltung im Livestream übertragen.

Nach einem Intro von Christoph Wachholz und mir startete Dr. Torsten Wolf mit der behördlichen Sicht zum Thema Arbeitszeit/Schichtarbeit. In bekannt versierter Manier führte er uns durch Verordnungen und Gesetze, und mancher war froh, diesen Überblick zu bekommen. In der Folge schilderte Bernd Sassmannshausen die Überlegungen von Merck zu Belastungen im Schichtdienst bei der Werkfeuerwehr. Am Beispiel der Tarifverhandlungen für Flughafenfeuerwehren erläuterte Arno Dick von der Gewerkschaft ver.di aktuelle Tarifbemühungen und -lösungen an Flughäfen. Als Repräsentanten des Bildungswerks ver.di berichteten Franka Lindow und Ina Cramer von aktuellen Ergebnissen im Projekt Laurentio und über Belastungen am Arbeitsplatz.
Am zweiten Veranstaltungstag brillierten die Referenten aus der Praxis. Als „junger Wilder“ machte Christopher Plante aus den Herausforderungen seines Arbeitsplatzes bei der Werkfeuerwehr Henkel keinen Hehl. Peter Köhler berichtete anschaulich und erfrischend von täglichen Fragestellungen aus dem Zusammenspiel der Generationen. Beide Redner begeisterten uns mit ihren authentischen Beiträgen.

Moritz von Schaumann Werder schloss die Vortragrunde, er schilderte die neuen Ansätze zur Personalgewinnung und Qualifizierung. Alle Referenten diskutierten im Anschluss gemeinsam mit dem Landesbranddirektor von Berlin ihre unterschiedlichen Betrachtungsweisen. Moderiert von WDR-Journalist Jörg Sauerwein entspann sich ein lebhaftes Gespräch. Alle Zuhörer erhielten somit die Möglichkeit zur Reflexion – im Ganzen eine runde Sache. Der WFVD dankt allen Mitwirkenden und Referenten für die tatkräftige Unterstützung.

Was bleibt, ist die Frage: „Wie ticken sie wirklich, die Jungen?“ Im Nachgang zum Symposium habe ich mich mit einem Artikel von Dr. Steffi Burkhart in der Zeitschrift Capital auseinandergesetzt. Ich versuche nachfolgend eine Zusammenfassung ihrer Gedanken mit den Erkenntnissen unserer Fachtagung in Berlin zu verknüpfen:
„Respektlos, verwöhnt, faul oder neugierig, fordernd, flexibel. Die Meinungen über die Generationen Y und Z klaffen weit auseinander. Wie ticken Sie aber wirklich, die Jungen, die nächste Generation, unsere Zukunft?“ Und welche Auswirkungen hat der Way-of-live dieser Generation auf unsere althergebrachte Organisation?

„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ Albert Einstein, Autor dieses Zitats, war erst 26 Jahre alt, als er seine erste Version zur Relativitätstheorie vorgestellt hat – mit dem Titel „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“. Der Physiker war nicht nur intelligent und gebildet. Er galt auch als verrückt, experimentierfreudig und eben neugierig. Ohne diese Eigenschaften wäre er vermutlich nicht einer der berühmtesten Wissenschaftler der Welt geworden. Einstein hat sich etwas getraut. Er hat seinen Erfolg provoziert, indem er nicht aufgegeben hat und sich nicht entmutigen ließ.

Wäre es nicht das Jahr 1905 gewesen, sondern 2020, hätte man Albert Einstein für einen typischen Vertreter der Generationen Y gehalten. Nicht nur, dass der Generation Y Attribute wie Neugierde nachgesagt werden – manch einer mag sie für größenwahnsinnig halten. Hatte man das über den Physiker nicht auch gesagt?

Doch wer ist sie denn nun eigentlich, diese „Gen Y“? Betrachten wir sie mit der demografischen Brille, umfasst sie die Alterskohorte der heute 25 bis Mitte 35jährigen (*1980 – 1995). Neben ihr gibt es die U-25-Jährigen die unter 25jährigen, die als „Generation Z“ bezeichnet werden (*1995 – 2010), die Generation X, der heute Mitte 40 bis 55jährigen (*1965 – 1980), sowie die Babyboomer (*1955 bis 1969), die zugleich die Elterngeneration der Generation Y sind.

Diese Einordnung ist wichtig, um zu verstehen, was ich vermitteln will: Wenn man sich ein Urteil von der Gen Y bildet, ist der Blick auch auf die anderen Generationen zu richten, vor allem auf uns Babyboomer. Denn mit uns reiben sie sich an Themen wie Führungsstil, Arbeitszeiten, Leistungsdenken, Karriereverständnis, am Verhältnis von Arbeit und Freizeit, der Vereinbarkeit von Eltern sein und Karriere machen. All das wird durch die unterschiedlichen Sichtweisen unserer beiden Generationen sowie von Wirtschaft und Gesellschaft geprägt. Dabei zeigen sich auch die Schattenseiten unserer Arbeitswelt ungeschönt: 24/7-Erreichbarkeit, On demand-Arbeit, Management nach Taylor und auch das größer werdende top down-Gefälle. In der aktuellen Diskussion geht es im Kern um hergebrachte top down-Führung versus heutiger VUKA-Realität (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität).

Es heißt, die Gen Y halte ungern Regeln ein und stelle Prinzipien in Frage? Genau das tut sie. Sicher nicht, weil es ihr gefällt, die „Nerv“-Generation zu sein, sondern weil sie es für nötig hält, Dinge zu hinterfragen. So haben wir sie als Eltern erzogen: „Untersuche“, „Hinterfrage“, „Sag, wenn dir etwas nicht passt“, „Guck nicht auf die anderen, zieh dein Ding durch“. „Wer, wie, was“ heißt es schließlich schon seit unserer Kindheit in der Sesamstraße. Wir Eltern sind wie Helikopter über ihnen geschwebt, haben ihnen alles ermöglicht und den Lebensweg geebnet. So sind die Jungen zu dieser Generation geworden.

Trotzdem oder gerade deshalb ist das Lebensmodell von uns Eltern und Großeltern nicht mehr der Status Quo. Die Vertreter der Gen Y sind mit dem Internet aufgewachsen, leben globaler, haben jeden Tag Kontakt mit Leuten in Singapur und Kanada – mit nur einem Klick. Das zeichnet sich auch in ihren Wertevorstellungen von Arbeit ab: sinnerfülltes Tun statt Geld, Familie statt Arbeit, Internationalität und Flexibilität im Job statt Status, Freude statt Pflicht. Das Warum und das Wie in der Arbeitswelt haben sich verändert. Es geht mehr darum, eine Mosaikkarriere zu machen – also vieles auszuprobieren, neuen Dingen eine Chance zu geben – anstatt geradlinigen Lebensläufen hinterher zu hetzen. Doch eins zeigen einige Studien: Nur weil Flexibilität und Kreativität im Job vorhanden sein sollen, will die Gen Y nicht in Unsicherheit leben – entgegen der weit verbreiteten Meinung, jeder Mensch zwischen 20 und 35 sei freiheitsliebend. Im Gegenteil, Studien zum Wertesystem zeigen auf: Diese Generation ist in zwei komplett gegensätzliche Lager gespalten. Die eine Hälfte ist sehr freiheitsliebend, strebt nach Autonomie, flachen Hierarchien, will sich vernetzen, versteht Arbeit als persönlichen Lernweg, will experimentieren, verhält sich unkonventionell und nimmt für ein gutes Arbeitsumfeld ein geringeres Gehalt in Kauf. Auf der anderen Seite gibt es die „Sicherheitsgruppe“, die eher nach traditionellen Werten und Mustern lebt. Sie strebt nach Strukturen, Jobsicherheit, Zielsicherheit, Karrieremöglichkeiten und befürwortet klare Hierarchien. 95 Prozent der Jugendlichen wünschen sich einen sicheren Job.

Aber: Ob im Alter von 20 oder 60 Jahren …, seine Lebenseinstellung bestimmt jeder selbst. Natürlich gucken die Leute blöd, wenn die Oma aufs Motorrad steigt. Na und?! Die Leute gucken immer blöd, wenn jemand etwas macht, womit sie nicht gerechnet hätten. Denken wir an Einstein…. Ich bin also der festen Überzeugung, dass das Alter wichtig, jedoch nicht entscheidend ist. Es geht um Antrieb und Einstellung. Wenn der Mindset eines Alten dem eines Jungen gleicht, gehören beide zur Generation Y – egal ob die Alterskohorte stimmt oder nicht.

Zu den Alten gehören in diesem Fall auch die Babyboomer, aus dessen Generation aktuell der Großteil der Führungskräfte stammt. Erkennbares Ergebnis der WFVD-Veranstaltung ist: Es wird einen Paradigmenwechsel geben, in Bezug auf Handlungsgrundprinzipien wie Planbarkeit, Hierarchie, Effizienzstreben und dem Alleindenkertum. Diese Maxime vieler Organisationen verlieren zugunsten einer agileren Organisationsstruktur an Bedeutung und Relevanz. Ihnen gegenüber stehen neue Erfolgsprinzipien: Beweglichkeit und Dynamik, Partizipation und Innovationsfähigkeit.
Was also ist erforderlich? Was sind unbedingte Rahmenbedingungen? Zukunftsinstitute sehen den wahren Impact des Megatrends der Konnektivität im sozialen, nicht im technologischen Fortschritt; Internet und Digitalisierung begünstigen allenfalls diesen sozialen Prozess. Für uns heißt das: Anstatt die Generation Y als kläglich oder unrealistisch zu bezeichnen, sollten wir Babyboomer lieber mit ihnen sprechen und ihnen zuhören. Wissenschaftler reden sogar von der Mutation vom Homo oeconomicus zum Homo socialis, der mehr Wert auf ein Wir-getriebenes Arbeiten legt. So wird der Wir-Gedanke zu einem zentralen Treiber für Führungskräfte.

Wertschätzung im Großen und im Kleinen hieß die Losung eines Vertreters der „jungen Wilden“ beim Symposium 2020 in Berlin. Christopher Plante stellte neben den Betrachtungen zu Belastungen im Schichtdienst das Schlüsselthema Wertschätzung heraus, das für alle Generationen gilt. Peter Köhler, der als Schichtleiter Auswirkungen auf die tägliche Dienstplanung verdeutlichen wollte, machte klar: Ohne Kommunikation funktioniert gar nichts und am wenigsten ein guter Wandel in der Arbeitswelt. Dann gibt es nur irgendeinen Wandel. Und das will weder die Gen Y noch wollen das die Babyboomer. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt. So oder so: Beim Symposium in Berlin hatten wir das richtige Thema!
Anders wird die Zusammenarbeit

Wie angekündigt, veranstaltete der WFVD am 5. Februar 2020 den zweiten Workshop zum Thema „Industrie 4.0 / Digitalisierung in der Industrie – 4.0 in der Zusammenarbeit“. Erneut moderierte Werner Heitmann (Dräger) den Workshop, der mit dem Verlesen der Anti-Kartellvereinbarung begann. Es folgten zwei Impulsvorträge:. Jörg Urban und Siegfried Fiedler als Gastgeber der Veranstaltung stellten Lösungen, aber auch offene Fragen der Werkfeuerwehr BASF vor. Ihr Beitrag endete mit der Frage nach anders gearteter Zusammenarbeit: „Wie können all die Informationen, die aus den Betrieben zur Verfügung stehen, vernetzt werden?“ Patrick Reschke (Northdocks) zeigte den Teilnehmern danach ein Potpourri von VR (Virtual riality)-Lösungen.
Ein Puls-Check verdeutlichte in der Folge, welche konkreten Ausbildungsthemen die Teilnehmer zur Anwendung bringen wollen. In Gruppenarbeit haben wir diese Themen diskutiert, immer im Blick: VR ist kein Mittel zum Zweck. Erste Ergebnisse sollen im Oktober beim nächsten Treffen präsentiert werden.

Der Nachmittag stand ganz für die Diskussion um eine gemeinsame Plattform zur Verfügung. Northdocks präsentierte wie erwünscht einen Vorschlag für diese Plattform, die:

  • 1. VR-Lösungen in verschiedenen Themen zur Verfügung stellt
  • 2. den gemeinschaftlichen Zugriff und Input von Feuerwehren und Herstellern erlaubt.

Das Thema Ausbildung wird also wirklich eine erste Möglichkeit bieten, Zusammenarbeit in anderer Art zu praktizieren. Die Plattform wird als WFVD-Plattform ausgestaltet und vorerst von Northdocks betrieben. . Mitte des Jahres wird der neue Ansatz für Interessierte präsentiert. Sie können gespannt sein, die Zusammenarbeit wird anders! Wir bleiben dran!

Anders wird die Zusammenarbeit auch im Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit. Nach langen Jahren hat Dr. Antje Müller ihre Tätigkeit im Redaktionsteam der WFInfo beendet. Sie hat maßgeblich zum Erfolg unserer Verbandszeitschrift beigetragen – ihr gilt unser herzlicher Dank für alles Wirken und Gestalten. Die ersten Auswirkungen dieser Veränderung haben Sie gerade erfahren, bearbeitet von Anja Schrieber und Delia Fricke in Zusammenarbeit mit Rolf Fünning und mir; anders und trotzdem gut, oder? Die Teamarbeit für diese Ausgabe startete übrigens mitten in der Corona-Krise und fand daher ausschließlich via Skype und Telco statt.

Was aber ist jetzt das allerwichtigste, abgesehen von der Lektüre dieser neuen Ausgabe? Ordnungsgemäßes Händewaschen! Und: Achten Sie auf Abstand zu Ihren Mitmenschen, aber halten Sie Kontakt. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!


Ihr R.B.

 

(Albert Einstein)


Ein weiser Spruch, er könnte noch ergänzt werden mit: Wer zu viel zurückblickt, sieht nicht, was vorne passiert. Stillstehen geht nicht, das wird schon aus vielen natürlichen Situationen klar. Und im Fachlichen?


Löschspraydosen

Raimund BücherZu Beginn des Jahres haben wir berichtet, dass beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales ein Gespräch zum Thema stattfand. Mancher wurde anlässlich des Berichtes bewogen, Kritik zu üben. Seit 15 Jahren schon gibt es diese Innovation und noch immer stehen wir vor bürokratischen Hürden. Und der erwähnte Kompromiss als Ergebnis des Gespräches zeigt auf, dass weitere Jahre ins Land gehen werden. Und wer dann nicht genug hat, weist noch daraufhin, dass in der ASR – berechtigt oder nicht – die DIN-Norm die Position der Feuerlöscher zusätzlich stärkt. Auch dies als Kompromiss verstanden, wie wir zur ASR berichtet hatten.

Vielleicht hilft ja die Suche bei online-Suchmaschinen. Nochmals zur Erläuterung, was wir unter Kompromiss verstehen: „Ein Kompromiss ist die Lösung eines Konfliktes durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Forderungen. Es wird von den Verhandlungspartnern ausgehend von den eigenen Positionen eine neue Mittelposition gebildet und diese erzielte Einigung als gemeinsames Ergebnis dargestellt. Der Kompromiss ist die vernünftige Art des Interessenausgleichs und des Dissens-Management. Er lebt von der Achtung der gegnerischen Positionen und gehört zum Wesen der Demokratie.“ (wikipedia)

Ist nun der derzeitige Stand der ASR ein „fauler Kompromiss“? Ist das Ergebnis des Gespräches im BMAS also eine Sache von Unentschlossenen, Schwächlingen und Unklaren? So hörte sich manche Rückmeldung tatsächlich an.

Ich werbe weiterhin dafür, nach vorne zuschauen. Dann wird der gemeinsame Auftritt mit dem Ministerium bei der Normung endlich zu einem Ergebnis führen. Dann wird die Rückmeldung über nicht optimale Beteiligung von Experten und über missliche Kommunikation in Zukunft eine bessere gegenseitige Wahrnehmung und Beteiligung sein. Dann wird die Aufnahme der Spraydosen in die ASR mit der erneuten Überarbeitung weitere Änderungen im Sinne des betrieblichen Brandschutzes bedeuten. Schließlich wird das weitere Zuwachsen von Brandschutz und Arbeitsschutz sonstiger Entwicklungen folgen – schauen sie nur wie Baurecht und Arbeitsschutzrecht heute kooperieren. Ich bleibe dabei, nur mit Strampeln kommen wir voran.

Was bleibt? – die Achtung der gegnerischen Positionen. Emotionen helfen nicht einen Schritt weiter. Gegenseitige Achtung und Respekt sichern auch in Zukunft die Möglichkeit von Kompromissen. So lassen Sie uns darauf achten, dass fachliche Expertise nicht leidet unter unqualifizierter Kommunikation.


Löschwasserrückhaltung

Warum beschäftigt uns das Thema Löschwasserrückhaltung? Wir sind doch eher die, die Löschwasser produzieren?

Fast in der Stille ist dieser Sachverhalt aus dem Baurecht (Landesrecht) in das Wasser-Recht (Bund) gerutscht. Bisher gültig und seit Jahren baurechtlich eingeführt sind die Löschwasserrückhalte-Richtlinien (LöRüRrl) in den Ländern. Durch den Beschluss der Innenministerkonferenz wurde die Verantwortung zur Rückhaltung von freiwerdenden Stoffen im Gemenge mit Löschwasser ins Wasserrecht verschoben. Abhängig von der Wassergefährdungsklasse (WGK) der gelagerten Stoffe gab es Bemessungsmöglichkeiten und Wege zur Berechnung entsprechender Volumina für Lageranlagen (Von Stückgut über loser Schüttung bis Tankläger), wie viel etwa auch bei zusätzlich hinzukommendem Löschwasser zurückgehalten werden musste. Veränderungen in unseren Betrieben wurden nach Baurecht geregelt. So gab es z.B. für die ein oder andere Lösung Bestandschutz.

Nun aber gilt die Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) als Bundesverordnung im Umwelt- und Wasserrecht. Das Umweltbundesamt fordert in dieser neuen AwSV auch die Rückhaltung, sagt aber derzeit noch nicht wie. Ach ja, das Wasserrecht kennt auch keinen Bestandschutz – Maßnahmen sind also sofort umzusetzen.

Dazu soll die etablierte LöRüRrl als gesetzliches Regelwerk verschwinden, so dass gerade darum gerungen wird, wie denn bemessen werden soll. Aufgrund der neu diskutierten Mengen an Stoffen – derzeit soll generell bei 5 Tonnen eines wassergefährdenden Stoffes Rückhaltung erforderlich sein – rutschen Objekte in die Betrachtung, die bisher keinerlei Maßnahmen erforderten. Die AwSV zielt nicht nur auf Läger, sie erfasst vielmehr jegliches Gebäude, abhängig von der Menge der Stoffe. In der Chemie (Großchemie) sind neben den Lägern in bisheriger Betrachtung auf einmal all die sonstigen Produktionsgebäude, Betriebsanlagen und Kleinlagerungen betroffen. Und über die Mengen von 5 Tonnen sind auch Industriebereiche außerhalb der Chemie und all die Klein- und Mittelbetriebe (KMU) gefordert, nun Rückhaltungen einzurichten. Wer aber soll das bei Werkstätten, in Laboren und Krankenhäusern, in Galvanikbetrieben, in Handwerksbetrieben in Hotels, im Malerbetrieb und, und, und… denn richten? Und denkt man eigentlich auch an die Kosten, die aus solchen zusätzlichen Maßnahmen entstehen? Wo ist dann die Begründung für eine solche Verschärfung, denn Szenarien, die das Erfordernis begründen könnten, gab es nicht?

Der WFVD und der BDI haben Stellungnahmen an das BMU geschickt.

Der WFVD bündelt alle Aktivitäten für die aus unserer Sicht erforderliche Positionierung und sammelt Diskussionsbeiträge, Forderungen. z.B. aus Nebenbestimmungen, und Aussagen zum Thema von Aufsicht und Behörden. Projektleiter des WFVD dafür ist der Geschäftsführer des WFV Bayern, Stefan Deschermeier (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Wir brauchen hier Öffentlichkeit und Unterstützung.

Also: all ihr betrieblichen Brandschützer, nehmt die Positionspapiere und informiert die Umweltschutz- und Gewässerschutzabteilungen eurer Unternehmen, redet mit den Umweltbehörden vor Ort oder informiert sie wenigstens. Dieses Thema verlangt ordentliches Strampeln. Wir wollen auch weiterhin als Unternehmen und betrieblichen Feuerwehren die Umwelt schützen und erhalten. Mit den geplanten Ausweitungen der gesetzlichen Regelung und dem Wegfall des Bestandschutzes wird der neue §20 AwSV jedoch den Standort Deutschland wieder etwas verteuern.


Digitales

Die Erwartungen in der Wirtschaft an die digitale Zukunft sind in erster Linie Fragen der persönlichen Einschätzung: Wird die digitale Transformation die Ausmaße der industriellen Revolution annehmen und/oder werden mehr Arbeitsplätze entstehen, als durch Technologie und neue Geschäftsmodelle wegfallen? Daraus wird sich wohl das unternehmerische Handeln ergeben – nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen und Vorträge. Fest steht: Die Welle rollt und erfasst nach und nach immer mehr Wirtschafts- und Lebensbereiche.

Und wo bleiben wir? Wo bleiben die betrieblichen Feuerwehren? Welche Anforderungen werden dann an den Brandschutz gestellt?

In der Ausgabe I der WFV-Info hatte ich bezüglich der potenziellen Verteilung z.B. von VR-Tools gefragt: Was wollen wir weiterverfolgen? Wie wäre es denn, wenn der WFVD quasi neutralen Boden bietet? So könnten wir im Sinne eines Projektes Softwaretools z. B. über so etwas wie Lizenzen Interessierten zur Verfügung stellen… .

In den Überlegungen sind wir vorangekommen. Wir als Plattform für irgendwelche Software – das geht wohl nicht. Rechtliche und technologische Gründe sowie marktpolitische Grenzen sprechen dagegen. Aber: Digitaler Mindset entsteht auf Basis von persönlichen Wahrnehmungen und Erkenntnissen. Daher ist es richtig, in erster Linie Plattformen und Kontakte zu etablieren. Das können wir, denn was wir haben, ist vor allem das Netzwerk. In diesen Überlegungen geht es wohl in die Richtung, dass wir Kontakte vermitteln und Partnerschaften suchen. Bestimmend ist die Frage: Wie entwickeln sich unsere Kunden und welche Anforderungen werden dabei an den Brandschutz gestellt?


Wir bleiben dran!



Ihr
Raimund Bücher

 

Manche wissen schon mit zehn, was sie später mal tun wollen. Manche haben mit 39 noch keine Entscheidungen getroffen. Sind in irgendeinem Beruf, aber nicht zufrieden. Haben einen Partner, wissen aber nicht, ob sie Kinder haben wollen. Warum ist das für viele Menschen so schwierig?
Es hat damit zu tun, wie wir mit unseren Wünschen und Gefühlen umgehen. Denn den Beruf, den passenden Partner, das passende Leben kann man nicht mit dem Verstand finden. Auf der Pro-Contra-Liste der Argumente ist die Bilanz meist ausgeglichen. Vieles spricht dafür. Und genauso vieles spricht dagegen. Menschen, die sich nicht entscheiden können, was sie wollen, haben meist zwei Barrieren. Sie wollen es allen anderen recht machen oder sie wollen vorher wissen, ob ihre Entscheidung richtig ist. Mit beiden Strategien scheitert man regelmäßig. Denn irgendjemand hat immer Bedenken, ist beleidigt oder findet es falsch, was man vorhat.
Und richtige Entscheidungen gibt es nicht, also im Moment der Entscheidung nicht. Hinterher schon, aber da ist die Entscheidung ja schon gefallen. Man muss also etwas entscheiden angesichts der Möglichkeit, dass man daneben liegt. Für Sicherheits-bewusste ist das der reinste Horror. Und sie entscheiden lieber – nicht. Aber das geht ja auch nicht. Denn auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung. Solange ich mich nicht für eines von zwei Jobangeboten entscheide, bleibe ich beim Status quo – meinem Job, in dem ich unzufrieden bin. Bei Entscheidungen hilft ein starker Wunsch, und die Tat unterscheidet dann das Ziel vom Traum.

Nach dem Exkurs zum Fachlichen:


AusbildungRaimund Bücher

Schon vor fast 50 Jahren gab es in Hessen die ersten Bemühungen, die Ausbildung der Werkfeuerwehren neu zu ordnen und einen Beruf Werkfeuerwehrmann zu entwickeln. Gegen das Etablierte, mit dem Wunsch zum Eigenen – am Ende dauerte es bis zum Jahr 2005, bis ein eigenes Berufsbild stand. Heute sind die Ideen etabliert und finden mehr und mehr Nachahmer. Der Wille, Lösungen zu finden auf die Fragen aus Demografie u.a. wird jetzt auch denen gewahr, die vorher nur Gründe hatten, warum etwas nicht geht.
Heute im Jahr 2019 stehen wir wieder an einem Wendepunkt. Die Diskussionen beim Symposium Anfang des Jahres zeigten es auf. Und die Artikel im nachfolgenden Heft machen deutlich: wieder sind es einige, die sich auf den Weg machen, während andere noch harren. Dabei sind Notwendigkeiten zur Veränderung doch deutlich. Wenn die Welt sich digitalisiert, werden sich Anforderungen ändern. Traditionelle Ausbildung wird schwinden, althergebrachte Ausbildung und gar Berufe wird es nicht mehr geben, neue Wege, neue Techniken wie VR (virtual reality) u.ä. zeigen es auf. Wer geht dann mit?


Netzwerk 4.0

Die Erinnerung an Vorträge und Präsentationen zu VR in Berlin führen zum nächsten Thema. Wenn alle sich auf den Weg machen und vielerlei Parallelen, gar Doppelarbeit erkennbar wurden, entwickelt sich der Ruf nach Netzwerk und gemeinsamen Auftritt. Wir berichteten, welch spannende Diskussion sich im Berliner Symposium ergab. Eine erste Idee, der WFVD bündelt und alle haben die Möglichkeit abzugreifen, scheiterte im Ansatz. Der WFVD sollte, so die Vorstellung von Wenigen, das ein oder andere Tool einstellen, die anderen können abgreifen und sparen zudem Geld, Diskussion und die Zeit für eigene Bemühungen. Aus verschiedenen Gründen musste das scheitern, zuletzt, weil wir als WFVD zwar Netzwerk können und nach Satzung auch sollen, nicht aber am „Markt“ bestellen dürfen. Berechtigte Gründe, aber gut geht es dem, der mehr Träume hat als ihm die Wirklichkeit zerstören kann. In der Zwischenzeit hat es als variierten Ansatz, Gespräche mit T-Systems gegeben, ob nicht in einer Art Kooperation der Technikspezialist und der Netzwerker zusammenwirken können. Dazu hat der Vorstand in seiner Sitzung im Juli beschlossen: Noch ist es nicht soweit, dass wir zur Lösung kommen, weil alles daran stoppt, ob jemand Daten liefert und wer diese verwaltet. Ein genossenschaftlicher Ansatz, wie in der Grundidee formuliert, kann derzeit nicht umgesetzt werden. Seien Sie sicher, dass wir zum Symposium in Bad Dürkheim berichten werden. Weitere Gespräche mit namhaften Herstellern verschiedener Gattung haben begleitend stattgefunden und werden Ende des Jahres in einem Workshop enden, der sich mit dem Thema Zusammenarbeit in 4.0 befassen wird. Alle stellen fest, allein geht es nicht mehr, wir benötigen Netzwerk, wie es sich auch immer gestaltet. Dafür aber sind wir die Vorreiter, Netzwerk, das ist unsere Kompetenz. Wir müssen endlich alle an einen Tisch. Wenn wir als Industrie die Treiber zum Thema Digitalisierung sind, muss von uns auch der neue, andere Weg gestaltet werden. Es bleibt dabei, lass den anderen ihre Gründe, wir fangen schon 'mal an.

Zu guter Letzt zwei kurze Punkte:


Löschwasserrückhaltung

Das Umweltbundesamt hat den nächsten Stand in der Überarbeitung der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) jetzt vorgelegt. Wir stellen fest, dass die Änderungen jetzt betriebsnäher sind, unsere Kritik wurde zum Teil aufgenommen. Um in übersichtlicher Weise den derzeitigen Stand vermitteln zu können, schauen Sie bitte in die Abb. 1. Mit den Neuerungen sind weitere Objekte nicht mehr betroffen, der Szenarien-basierte Ansatz bietet Gestaltungsmöglichkeiten. Das einfache Schema müsste natürlich noch um die bis heute weiterentwickelten Punkte (angemessene Bagatellgrenzen etc.) ergänzt werden. Was tut Not? Weiterhin ist Meinungsbildung erforderlich, werte Leser, erinnert Euch an die ausführlichen Informationen in der letzten WFInfo und bedient Euer Klientel in den Betrieben.

Löschspraydosen

Wir berichteten vom Kompromiss beim Gespräch im Bundesarbeitsministerium:
„……


• Nach Kenntnis des BMAS ist die europäische Normung zu den Spraydosen im Herbst 2019 zu erwarten. Das scheint möglich, da bisherige Widerstände gegen die Normung aus Südeuropa wohl beseitigt sind. Die Teilnehmer des Gespräches vereinbarten den zukünftig gemeinsamen Auftritt. Wir werden über den Fortgang berichten.

• Läge die Normung dann vor, sagte das BMAS die nachfolgende Änderung der ASR A 2.2 zu. Dann würden die Spraydosen neben den Feuerlöschern als Einrichtungen für die Bekämpfung von Entstehungsbränden auch vom Staat anerkannt werden. Das BMAS sagte den unmittelbaren Beginn erforderlicher Arbeiten zu…..“
Hier der letzte Stand: Es hat tatsächlich eine Bearbeitung der Norm gegeben, und diese zeigt folgende offizielle Zeitplanungen, der „Milestones“ (als späteste einzuhaltende Termine), für die nächsten Schritte beim Projekt EN 16856 „Löschspraydosen“ nach der CEN-Datenbank (siehe Printscreen):

• Zusendung des Schluss-Entwurfs durch das CEN/TC 70-Sekretariat (AFNOR Frankreich) an CEN: 30. Oktober 2019

• Start Formelle Schluss-Abstimmung mit dem Schluss-Entwurf in 3 Sprachen: 15. Februar 2020

• Ende Formelle Schlussabstimmung mit dem Schluss-Entwurf: 11. April 2020

• Normratifizierung durch CEN: 11. Mai 2020

• Veröffentlichung von EN 16856: 11. Oktober 2020.

Wer auf dem Weg ist, benötigt nicht selten einen langen Atem. Wer will, findet Wege, wer nicht will, der findet Gründe.



In diesem Sinne bleibe ich
Ihr
Raimund Bücher

 

(Walt Disney)

 

 

Auf ein Neues! Zum neuen Jahr, liebe Leser, wünschen wir auch wenn das erste Viertel schon gelaufen ist vor allem beste Gesundheit und in allen Dingen Fortune. Ich freue mich darauf, Ihnen das Neueste zu berichten und in bekannter Manier, Themen des betrieblichen Brandschutzes zu bewegen. Lassen Sie uns Mut haben und nicht aufhören zu träumen, wir erleben doch das Wahrwerden der Träume.

 

 

Ausbildung der Zukunft

Lockt das Thema Ausbildung jemand noch hinterm Ofen hervor? Reicht dieses Thema für ein Symposium? Der Traum, weiterhin Ausbildung gestalten zu können, führte dazu, dass wir gleich zu Beginn des Jahres starteten mit unserem Symposium zum Thema Ausbildung der Zukunft. Wie wirkt sich die Digitalisierung auf zukünftige Vermittlung von Kompetenzen aus? Müssen wir auf zunehmenden Druck der Demografie reagieren und das Berufsbild in der aufzubringenden Zeit von drei Jahren auf zwei Jahre kürzen? Was tut sich bezüglich Ausbildung im Umfeld, und welche Absichten hegen eigentlich unsere Arbeitgeber? Welche Anforderungen ergeben sich aus der neuen Entwicklung für Ausbilder und Lehrer? Die Vielzahl an Fragen führte zu einer bunten Mischung an Referenten. Kollegen der Berufsfeuerwehren stellten sich genauso den aufgeworfenen Fragen wie Vertreter der Landesfeuerwehrschulen oder Referenten des Arbeitgeberverbandes oder des Kuratoriums der deutschen Wirtschaft, das für die Koordinierung der Ausbildungsaktivitäten aus Sicht der Industrie verantwortlich ist. Erwartungen aus der bunten Mischung an Vortragenden wurden erfüllt und am Ende konnte sich jeder der Teilnehmer der Veranstaltung über reichen Erkenntnisgewinn freuen. Am Ende ist allen Beteiligten in Berlin zu danken, den Referenten und Moderatoren und natürlich auch der AGBB Berlin, speziell Karsten Keul, für die Vorbereitung im neuen Auftritt.

Die hohe Anzahl an Teilnehmern zeigte das offensichtliche Interesse am Thema. Und was kam nun heraus? Wenige zentrale Aussagen in Kürze:

 

• Die Digitalisierung erfordert eine Überprüfung der Kompetenzen der Ausbildungs- und Prüfungsordnung des Berufsbildes zum/-r Werkfeuerwehrmann/-frau auf zukünftige Aspekte, nicht aber einen völlig neuen Aufschlag mit einer Neuordnung.


• Digitales Lernen wird neue Lehr- und Lernformen hervorbringen (Spannungsfeld: Wissensaufbau und Kompetenzvermittlung).


• Die Komplexität der Ausbildung im Berufsbild führte den Arbeitgeberverband Chemie zu der Aussage: In diesem Fall ist eine Verkürzung der Ausbildungszeit nicht sinnvoll, drei Jahre sind angemessen.

• Fremdgesteuerte Ausbildung durch Ausbilder und Vorgaben wird durch selbstgesteuertes Lernen ersetzt. Moderne Lehrformen wie Microlearning, MOOCs (Massive Open Online Course), Blended Learning, Gamification (aus der Spiele- welt) verlangen auch andere Auftritte im Netzwerk.

 

Gerade den letzten Spiegelstrich möchte ich mit Ihnen diskutieren. Beim Symposium stellten Maike Vahrenhorst und Johannes Rothfuss ein neu entwickeltes Tool vor, das die VR-Technik – Virtual Reality – nutzt und das zukünftig die Ausbildung in der Handhabung von Feuerlöschern unterstützen und das Thema schwer zugänglicher Bereiche wie etwa in der Ver- waltung verbessern soll. Zur Entwicklung des Tools wurden Gespräche mit der Unternehmensleitung geführt und Gelder für die Entwicklung besorgt. Dann wurde mit der beteiligten Fachfirma die Entwicklungsarbeit begonnen.

Der Tenor: Wir liefern die Inhalte und die Anforderungen, die Fachfirma das IT-Knowhow. Das vorgestellte Ergebnis fand Anklang und führ- te zu einer grundsätzlichen Frage über unsere Zusammenarbeit im Verband.
Kann jemand eine Begründung liefern, warum wir alle den einzelnen Auftritt üben? Jeder von uns investiert Zeit und Geld für die Gespräche mit der Unternehmensleitung, mit dem internen Einkauf oder der eigenen IT. Jeder Interessierte betreibt vergleichbaren Aufwand in der Erarbeitung etwa der o. a. Tools. Warum ist es nicht möglich, solch ein entwickeltes Tool allen verfügbar zu machen und die Entwicklung solcher Sequenzen auf viele Schultern zu verteilen? In Berlin wurde dazu trefflich diskutiert und wir kommen mit einem Vorschlag, den es zu verfolgen gilt. Ich fordere dazu auf, Meinungen zu äußern.

Was wollen wir weiterverfolgen: Wie wäre es denn, wenn der WFVD quasi neutralen Boden bietet? So könnten wir im Sinne eines Projektes Softwaretools wie Lizenzen Interessierten zur Verfügung stellen und die Beteiligten beschaffen die erforderliche Hardware (z.B. die VR-Brillen). Am Ende wäre ein Tool „Handhabung von Feuerlöschern“, vom WFVD initiiert, allen Nachfragenden und bundesweit etwa über eine “Cloud“ verfügbar. Niemand hinge an der Beschaffungshierarchie oder Einschränkungen der unternehmensinternen IT-Anforderun- gen. Das Thema ist bundesweit auf vergleich-barem Stand. Wie gesagt, ich bin gespannt auf Ihre Rückmeldungen, gerne unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

 

 

Löschspraydosen

Vor 15 Jahren begann der Traum, dass die Bekämpfung von Entstehungsbränden durch Laien einfacher werden könnte. Die Schwierigkeiten, die innovative Lösungen nun in beste- hendes Regelwerk einzubinden, dürfte hinreichend bekannt sein. Die letzte WF-Info hat über den Stand berichtet und über unsägliche Unsicherheit im Umgang damit. Nun zum aktuellen Stand: Wie erbeten, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales am 13. Februar 2019 zum Gespräch geladen. Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), Hartmut Ziebs, der stellvertretender Landesbanddirektor von Berlin, Karsten Göwecke, als Vertreter der Vereinigung des deutschen Brandschutzes (vfdb) und des Fachnormenausschusses Feuerwehren, und ich selbst für den WFVD folgten der Einladung. Am Ende danken wir für die Gelegenheit, Positionen austauschen zu können. Zu den Fakten und zum Ergebnis, wie immer ein Kompromiss:

Bestehende Konzepte auf Basis von Sachverstand und Erfahrung, Feuerlöschsprays in die Grundausstattung zu nehmen, etwa von der Post und von Fraport, wurden als zulässig bewertet, wenn die Gewerbeaufsicht zugestimmt hat.


• Kleinere Betriebe ohne entsprechende Expertise können das derzeit nicht. Da nur eine SPEC Norm vorliegt, kann der Staat seine Garantie (Vermutungswirkung) nicht geben erst ist die Normung abzuschließen. So lange bleibt auch die Aussage des Empfehlungsschreibens des ASTA zum Einsatz der Spraydosen wie vorliegend bestehen.


• Nach Kenntnis des BMAS ist die europäische Normung zu den Spraydosen im Herbst 2019 zu erwarten. Das scheint möglich, da bisherige Widerstände gegen die Normung aus Südeuropa wohl beseitigt sind. Die Teilnehmer des Gespräches vereinbarten den zukünftig gemeinsamen Auftritt. Wir werden über den Fortgang berichten.

• Läge die Normung dann vor, sagte das BMAS die nachfolgende Änderung der ASR A 2.2 zu. Dann würden die Spraydosen neben den Feuerlöschern als Einrichtungen für die Bekämpfung von Entstehungsbränden auch vom Staat anerkannt werden. Das BMAS sagte den unmittelbaren Beginn erforderlicher Arbeiten zu.

Es ist erkennbar, dass bis zur regulären Einbindung der Löschsprays noch etwa 2 Jahre ins Land gehen werden – manchmal dauert es halt länger, bis ein Traum wahr wird. In jedem Fall wird die Kommunikation zwischen den Beteiligten verbessert – auch das war ein Ergebnis des Termins in Berlin: Brandschutz und Arbeitsschutz rücken weiter zusammen.


So halten wir fest an der Aussage von Walt Disney. Ich wünsche uns weiterhin Mut zum Träumen und Entschlossenheit zur Umsetzung.

 


Ihr
Raimund Bücher