EINSATZ + TAKTIK Meta-Analyse am IPA untersucht Unterschiede in früheren Studien Um diese potentiellen Unterschiede zu berücksichtigen, wurde am IPA eine Meta-Analyse der Ergebnisse zuvor publizierter Studien durchgeführt (Casjens et al. 2020). Hierbei wurde erstmals das Krebsrisiko von Feuer- wehreinsatzkräften aus verschiedenen Jahrzehnten und geographischen Gebieten miteinander verglichen. Dazu wurden wissenschaftliche Originalartikel zu Krebsrisi- ken bei Feuerwehreinsatzkräften, die bis zum 31. De- zember 2018 in deutscher oder englischer Sprache ver- öffentlicht wurden, recherchiert. Die Suche erbrachte insgesamt 617 Treffer. In die Auswertung einbezogen wurden nur Publikationen zu Kohortenstudien mit berichteten standardisierten Inzidenz- (SIRs) oder Mortalitätsraten (SMRs) von männlichen Berufsfeuer- wehreinsatzkräften. Wegen potentiell unterschiedlicher Expositionsmuster, weniger Einsätzen und einem pos- tulierten Healthy-volunteer effect wurden Studien mit freiwilligen oder besonders exponierten Feuerwehrein- satzkräften ausgeschlossen. Schließlich wurden die Er- gebnisse (SIRs und SMRs) von 25 Studien zusammen- gefasst und als meta-relative Risikoschätzer (mSIRs, mSMRs) mit entsprechenden 95 % Konfidenzinterval- len (KI) mittels Meta-Analysen mit zufälligen Effekten berechnet. Weitere Details zur Methodik und den ein- geschlossenen Studien finden sich im Originalartikel von Casjens et al. (2020). Differenzierte Betrachtung des Krebsrisikos bei Feuerwehreinsatzkräften Die Meta-Analyse bestätigt ein vergleichbares allgemei- nes Krebsrisiko von Feuerwehreinsatzkräften zur Allge- meinbevölkerung. Für einzelne Krebsarten wurden jedoch erhöhte Krebsrisiken beobachtet. So waren die Erkrankungsraten für Mesotheliome, Kolon- und Harnblasenkrebs und die Mortalitätsraten für Rektum- und Harnblasenkrebs erhöht. Die Inzidenz von Leber- und Hirntumoren sowie die Mortalität bei Lympho- hämatopoetischen Tumoren waren bei Feuerwehr- einsatzkräften hingegen etwas niedriger als in der Allge- meinbevölkerung (siehe Tabelle 1). KURZ GEFASST – Feuerwehreinsatzkräfte haben ein der Allgemeinbevölkerung vergleichbares Risiko an Krebs zu erkranken. Die Gesamtsterblichkeit der Feuerwehr- einsatzkräfte nahm im Laufe der letzten Jahrzehnte ab. – Länderspezifische Unterschiede zwischen den Krebsrisiken wurden insbesondere beim Blasenkrebs beobachtet. – In der jüngeren Vergangenheit wurden vermehrt maligne Melanome der Haut und Prostatakrebsfälle bei Beschäftigten im Feuerwehrdienst beobachtet. – Ein individuell erhöhtes Krebsrisiko durch die Brandbekämpfung kann nicht ausgeschlossen werden. BÖSARTIGE NEUBILDUNGEN (ICD-10) INZIDENZ MORTALITÄT n 17 8 6 5 mSMR (95 % KI) 0,97 (0,89 – 1,05) 1,07 (0,78 – 1,35) 1,36 (1,07 – 1,65) 0,84 (0,56 – 1,11) mSIR (95 % KI) 1,00 (0,93 – 1,07) 1,11 (1,00 – 1,21) 1,09 (0,97 – 1,20) 0,81 (0,65 – 0,98) 0,91 (0,78 – 1,03) 11 0,98 (0,86 – 1,11) 1,19 (0,89 – 1,48) 1,46 (1,01 – 1,90) 1,10 (0,97 – 1,22) 1,18 (1,01 – 1,34) 0,78 (0,56 – 1,00) 0,90 (0,63 – 1,17) 2 0 9 7 5 7 0,69 (0 – 1,50) - 1,04 (0,86 – 1,22) 1,72 (1,05 – 2,38) 1,48 (0,71 – 2,26) 0,76 (0,61 – 0,91) Gesamt (C00-C97) Kolon (C18) Rektum (C19-C21) Leber (C22) Lunge und Luftröhre (C33-C34) Bösartiges Melanom der Haut (C43) Mesotheliom (C45) Prostata (C61) Harnblase (C67) Gehirn (C71) Lympho-hämatopoetisch (C81-C96) n 9 6 5 4 8 6 2 9 6 3 4 n Studienanzahl, KI Konfidenzintervall Tab. 1: Ausgewählte meta-relative Risikoschätzer für die Krebsinzidenz (mSIR) und -mortalität (mSMR) in Kohortenstudien 12