SYMPOSIUM BERLIN dachte ich, dass andere Frauen die Tätigkeit genauso span- nend finden würden, und nahm an, dass in ein paar Jahren der Frauenanteil wesentlich höher liegen würde. Im Lauf der Zeit wurde mir klar, dass andere Feuerwehrfrauen und Bewerberinnen ähnlich schwierige Erfahrungen machen wie ich selbst. Ein Beispiel: Viele Feuerwehren testen bei den Auswahlverfahren zuerst die Fitness und körperliche Belast- barkeit der Bewerberinnen und Bewerber. Doch Informatio- nen, um gezielt dafür trainieren zu können, waren kaum zu bekommen. Nicht nur das: Während meiner Recherchen für meine eigenen Bewerbungen fand ich keine in Deutschland betriebene Website, auf der Frauen auf sie zugeschnittene Informationen zum Berufseinstieg bei der Feuerwehr finden. Das zu ändern, war einer der Gründe, warum ich den Verein „Netzwerk Feuerwehrfrauen e.V.“ mitaufgebaut habe und mich dort seit vielen Jahren im Vorstand engagiere. Auf unserer Website finden interessierte Frauen alles, was ihnen im Vorfeld einer Bewerbung, aber auch für die weitere Ent- wicklung nützlich sein kann. Für individuelle Fragen stehen meine Vorstandskolleginnen und ich als Ansprechpartnerin- nen bereit. Wie der Name sagt, sind wir ein Netzwerk und organisieren jedes Jahr einen Bundeskongress für Feuer- wehrfrauen. Der nächste findet vom 12. bis 15. Oktober in Lemgo statt. Wir erwarten auch diesmal wieder mehrere Hundert Teilnehmerinnen. Der Wunsch nach Austausch ist groß, denn auf den meisten Wachen sind Frauen immer noch „Einzelkämpferinnen“ – weil sie oft gar keine oder nur sehr wenige Kolleginnen in der Mannschaft haben. Das gilt erst recht für die Führungsteams. Rennen Sie überall offene Türen ein? Ist den Führungsteams bewusst, dass Veränderungen erforderlich sind? Es gibt schon noch Türstopper, die sind allerdings nicht mehr so offensichtlich wie noch vor einigen Jahren. Grundsätz- lich ist den Führungsteams klar, dass sie sich und ihre Mann- schaften diverser aufstellen müssen. Die Frage ist, inwieweit damit die Bereitschaft zu konkreten Veränderungsmaßnah- men in der eigenen Organisation einhergeht. Wer mehr Frauen oder – um den Blick noch etwas zu weiten – mehr Menschen, die nicht als „cis-Männer mitteleuropäischer Herkunft“ wahrgenommen werden, ins Team holen will, sollte Rahmenbedingungen schaffen, die für veränderte Zielgruppen attraktiv sind. Es könnte sein, dass die Werk- feuerwehren da einen Schritt weiter sind, denn bei ihnen steigt der Anteil der Mitarbeiter:innen am stärksten. Als trei- bender Faktor wirken dabei sicherlich die Diversity-Strategien der Unternehmen, zu denen diese Werkfeuerwehren gehören. 24 Andere Zielgruppen müssen anders angesprochen werden – das war auch auf dem Symposium in Berlin einer Ihrer Kernsätze. Anders – aber wie? Das beginnt – wenn es um Frauen als Zielgruppe geht – schon bei den Bildmotiven, die Feuerwehren für ihre Nach- wuchswerbung einsetzen: Ein Mädchen in einer viel zu großen Jungs-Uniform mit verrutschtem Helm auf dem Kopf – welche junge Frau soll sich davon angesprochen fühlen? Erfolgversprechender ist eine Bildsprache, die Feuerwehrfrauen als die Profis zeigt, die sie sind. Und dazu gehört eben auch, dass Uniformen und Persönliche Schutz- ausrüstung gut sitzen. Das ist übrigens nicht nur eine Frage der Optik, sondern vor allem auch der Sicherheit. Ein weiterer Aspekt, den Feuerwehren in den Blick nehmen sollten: Wofür interessieren sich junge Frauen, die jetzt vor der Berufswahl stehen? Und welche dieser Interessen könn- ten die Feuerwehr gezielt ansprechen? Für solche Frage- stellungen würde ich jedoch Expert:innen hinzuziehen, denn: Woher soll das – in der Regel doch schon etwas gesetztere – Leitungsteam wissen, welche Themen und Trends gerade bei Schülerinnen angesagt sind und sich als Anknüpfungs- punkt für Feuerwehren eignen? Einiges hingegen könnte grundsätzlich viel stärker beworben werden: Teilzeitmodelle, flexible Schichtdienste, Betreuungsangebote für Kinder – vor allem, wenn dafür Werkskindergärten zur Verfügung stehen –, Angebote zur Gesundheitsförderung, die Option einer Job Rotation zu (Werk-)Feuerwehren an Standorten in anderen Ländern, Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglich- keiten. Sport während der Arbeit, das ist ebenfalls ein Argu- ment für die Feuerwehr! Natürlich muss auch das Gehalt den Erwartungen entsprechen – aber aus Sicht der Bewer- ber:innen ist das eine selbstverständliche Voraussetzung. Haben Sie ein Best-Practice-Beispiel zur Hand, das Werkfeuerwehren zur Orientierung dienen kann? Ja, die Berufsfeuerwehr der Stadt Düsseldorf. Sie bietet Infor- mationstage speziell für Frauen an – einschließlich der Möglichkeit, den körperlichen Eignungstest unter Anleitung von Feuerwehrfrauen einfach mal auszuprobieren. Diese gezielte Ansprache zeigt Wirkung: Vor fünf Jahren arbeiteten vier Frauen im Alarmdienst bei der Feuerwehr Düsseldorf, heute sind es 33, von denen sich 22 derzeit noch in der Ausbildung befinden. Diese deutliche Steigerung ist den Düsseldorfern auch dank ihrer 2021 gestarteten, divers ausgerichteten Ausbildungsoffensive gelungen, in der sie die verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf herausstellten. Meine Empfehlung an die Werkfeuerwehren: Schaut euch erfolgreiche Konzepte wie dieses genauer an, einiges davon könnt ihr sicherlich bei euch realisieren! Da- rüber hinaus hat jede Werkfeuerwehr ihre Besonderheiten. Deshalb gibt es keine simple, für alle zutreffende Antwort auf die Frage, wie ihr für Frauen attraktiver werdet. Das Düssel- dorfer Beispiel zeigt jedoch: Es lohnt sich, dafür zu arbeiten! Mehr Informationen zum Netzwerk Feuer- wehrfrauen e.V.: